Schwere Tour fürs Wochenende: Watzmann (2713m) und Großer Hundstod (2594m) in zwei Tagen
Das ich bei dieser Tour überhaupt mitgehen konnte, verdankte ich dem Zufall. Eigentlich sollte ich am Samstag arbeiten, doch glücklicherweise kam es nicht dazu. So konnte ich zusammen mit Silvio und meinem persönlichen Tourengaranten Erik übers Wochenende ins schöne Berchtesgadener Land fahren. Am Samstag (06.07.2013) stand die Überschreitung des Watzmanngrats an. Erik reiste schon am Freitagabend an und erklärte sich dazu bereit am Samstag morgen mit dem Auto Richtung Königssee zu fahren. Wir starteten in München, mit leichter Verspätung, um 07:45 Uhr. Es war trocken und sah nach einem schönen Wochenende in den Bergen aus. Über die Salzburger Autobahn kamen wir nach Ramsau zum Parkplatz an der Wimbachbrücke. Es war schwierig einen freien Parkplatz zu finden. Nachdem wir das Auto endlich geparkt und einen Parkschein für das Wochenende gelöst hatten (2 Tage – 7€), machten wir uns um 10:00 Uhr an den Aufstieg zum Watzmannhaus.
Der Weg ist gut beschildert und mit Markierungen versehen. Er führt durchgehend auf einem sehr guten Pfad nach oben. Die Schwierigkeit ist eher gering und die Steigung konstant. Bis zum Watzmannhaus sollte man also immer kommen. Wir hatten zu Beginn Glück mit dem Wetter, da es trocken und leicht bewölkt war. Somit liefen wir nicht in der prallen Sonne und kamen sehr schnell voran. Auf dem Weg überholten wir einen ganzen Schwung Wanderer. Wir unterhielten uns die ganze Zeit über die unterschiedlichsten Dinge, schließlich hatten wir uns schon über ein Jahr nicht mehr gesehen. Wir kamen in üblicher Manier flott hinauf und konnten bald das Watzmannhaus sehen. Das letzte kurze Stück zur Hütte verging schnell und schon betraten wir die Terrasse des Hauses – es war viertel nach zwölf. Leider zogen nun Wolken am Himmel herauf und schon bald saßen wir im Nebel an unseren Tischen und tranken heißen Kaffee. Währenddessen erzählten uns zwei ortskundige Frauen, wie gefährlich es bei diesem Wetter auf dem Grat sei. Ich hatte mir aber inzwischen angewöhnt dieser Art von Gesprächen nicht mehr viel Beachtung zu schenken, schließlich kannten die beiden uns nicht. Auch habe ich nie den Zweck dieser „Warnungen“ verstanden.
Nach einer halben Stunde Pause beschlossen wir uns auf den Weg zu machen. Der Nebel war noch immer sehr dicht, so einigten wir uns darauf auf dem Hocheck die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Der Aufstieg zum ersten Gipfel der Watzmannüberschreitung ist sehr leicht zu erreichen. Die Markierungen sind deutlich und der Weg ist einfach zu gehen – hier gibt es (noch) keine ausgesetzten Stellen. Die Zeit verging schnell, weil wir weiterhin viel zu erzählen hatten und uns die Zeit nicht so lang vorkam. Nach knapp 1,5 Stunden sahen wir dann die beiden Kreuze auf dem Gipfel vom Hocheck. Es war glücklicherweise sehr wenig los. Und es sah so aus, als ob der Nebel langsam verschwinden würde. Um viertel nach drei erreichten wir das Hocheck. Dort befindet sich der Einstieg zum Grat.
Gleich zu Beginn gibt es eine Schutzhütte, die wir nutzten um eine halbe Stunde Pause zu machen. Wir waren sehr gut drauf und entschlossen uns um 15:15 Uhr mit der Überschreitung des Watzmann zu beginnen. Alles war trocken aber leider war die Sicht ins Tal noch von Wolken blockiert. Eigentlich kam uns das entgegen, denn so konnten wir uns komplett auf den Grat konzentrieren. Zum Glück hatten wir wenig Verkehr auf der Route und kamen deshalb gut voran. Der Grat ist mit ziemlich viel Eisen gesichert. Wir waren gut in Form und konnten unser hohes Tempo halten. Als wir die Mittelspitze erreichten hielten wir nur für ein kurzes „Berg Heil“ an und folgten gleich dem Weg Richtung Südspitze.
Die Entscheidung heute über den Watzmanngrat zu gehen war goldrichtig. Zwischen Mittel- und Südspitze klarte der Himmel auf und wir konnten endlich ins Tal schauen. Eineinhalb Stunden nach dem Aufbruch vom Hocheck erreichten wir das Gipfelkreuz der Südspitze. Dort machten wir eine kurze Pause denn wir hatten die Überschreitung geschafft.
Wir gingen den kompletten Grat ohne Sicherung – deshalb ging es so schnell. Mit Gurt und Klettersteigset hätten wir mit Sicherheit doppelt so lange gebraucht. Bald machten wir uns an den Abstieg ins Wimbachtal. Zu Beginn gab es etwas Kletterei, danach ging es über loses Geröll weiter hinab. Leider hatten wir dann mit dem Wetter Pech denn ab 17:00 Uhr begann es zu regnen, gerade als wir ein Schneefeld herunterrutschten.Das Geröllfeld im Anschluss konnten wir schnell absteigen, allerdings war nun auch der Regen am stärksten. Danach führten uns lange Ketten durch das Gelände hinunter. Nach der Überquerung eines Bachs – mit einem sehr schönen Wasserfall – erreichten wir endlich das Tal.
Das Wimbachgries ist ein sehr breiter Taleinschnitt. Überall am Boden befindet sich Kies und die Orientierung kann schwierig werden. Die Wimbachgrieshütte befindet sich Richtung Talausgang im Norden auf der rechten Seite. Wir betraten das Naturfreundehaus um 18:45 Uhr. Der Gastraum war gut gefüllt aber wir fanden noch einen freien Tisch. Das erste Bier gegen den Durst tat sehr gut. Das Abendessen war wirklich lecker und preislich total im Rahmen. Wir planten im Matratzenlager zu übernachten und bekamen glücklicherweise eines in dem wir nur zu dritt waren. Das war ja fast schon Luxus.
Nun aber genug gelobt, denn eigentlich gibt es auf der Hütte einen großen Nachteil: die strikten Regeln. Abendessen ist bis halb acht zu bestellen – was natürlich vollkommen okay ist, aber der Schankschluss um 21:30 Uhr war etwas sehr früh. Und diese Uhrzeit wurde auf die Sekunde eingehalten, somit durfte ich meinen beiden Wanderkollegen beim Bier trinken zuschauen. Der Hammer war als wir um 22:00 Uhr mitsamt Getränken aus dem Gastraum geworfen wurden und draußen auf der Terrasse austrinken mussten. Ein gemütlicher Hüttenabend fühlt sich für mich anders an! Wenigstens war das Personal nett – aber wahrscheinlich auch nach strikten Regeln: von 17:00 bis 22:00 Uhr. Nächstes Mal nehme ich mir einfach selbst eine Pulle Wein mit, dann laufe ich wenigstens nicht Gefahr auf dem Trockenen zu sitzen. Zwangsläufig lagen wir um 22:15 Uhr im Lager und versuchten zu schlafen. Irgendwann war es dann auch soweit.
Das Frühstück war für 07:00 Uhr geplant. Ich glaube ich habe noch nie so lange in einem Lager geschlafen, wie auf dieser Hütte. Das Frühstück war okay, die Stimmung aber noch von Vorabend gedrückt. Wir brachen um halb neun auf, denn heute ging es auf den Großen Hundstod (2954m). Der Start von der Wimbachgrieshütte führte zuerst zurück zum Einstieg des Watzmanngrats. Wir hielten uns aber auf der rechten Seite Richtung Ingolstädter Haus. Zu Beginn steigt der Pfad ganz gemütlich an, was sich aber ändert sobald man das Ende des Tals erreicht hat. Der Weg wurde steiler und wir kamen nun flotter nach oben. Die Schwierigkeit ist gering, man läuft zumeist auf Kies und durch niedrige Latschen.
Natürlich überholten wir einige Gruppen aus der Hütte auf dem Weg hinauf zum Hundstodgatterl. Bis hierhin war das Gelände noch sehr geschwungen und vor allem grün. Als wir um 11:00 Uhr den Sattel überquerten, betraten wir das Steinerne Meer. Der Name ist hier Programm: die Landschaft ist weitläufig mit großen Felsplatten und Steinbrocken übersät.
Der Weg gabelte sich nun – nach links zum Kärlinger Haus und nach rechts zum Ingolstädter Haus. Wir wählten den rechten Weg und folgten einem langsam ansteigenden Pfad in der Bergflanke. Erst kurz vor der Hütte gab es einige größere Schneefelder zu überqueren. Wir stiegen die letzten Meter hinauf und betraten die große Terrasse des Ingolstädter Hauses um kurz nach halb zwölf. Da wir nicht viel Zeit verlieren wollten, legten wir nur eine kurze Kaffeepause ein und begaben uns wieder auf den Weg zum Großen Hundstod.
Der Aufstieg ist gut markiert. Er beginnt gleich an der Hütte und bietet die Möglichkeit den kleinen Hundstod mitzunehmen. Dieser sollte heute aber nicht auf dem Programm stehen. Wir folgten den Markierungen nach oben. Der erste Teil des Anstiegs ist sehr einfach, dann betritt man steileres und teilweise ausgesetztes Gelände. Auch hier oben waren es kleine Schneefelder zu queren.
Wir waren praktisch die ganze Zeit alleine unterwegs und konnten auch schon bald das Gipfelkreuz des Großen Hundstod auf knapp 2600m erblicken. Oben angekommen – es war 13:00 Uhr – gratulierten wir uns zu dieser tollen Tour und machten uns nach kurzer Rast wieder an den Abstieg zurück zum Ingolstädter Haus.
Auch nach unten gab es auf diesem Weg keine Probleme, man muss sich lediglich auf das lose Geröll konzentrieren. Da es schon relativ spät war, ließen wir den Kleinen Hundstod auch auf dem Abstieg rechts liegen und planten die Zeit lieber für eine größere Pause auf der Terrasse des Ingolstädter Hauses ein. Dort draußen in der Sonne zu sitzen und ein Bier zu trinken und dann noch diese Aussicht dazu – ein Traum!
Leider mussten wir heute Abend noch nach München zurück. Also brachen wir bald auf. Ich erfuhr von einem Gast des Hauses, dass das letzte Schiff von St. Batholomä um 18:30 Uhr fuhr. Da wir für den Rückweg den Abstieg über das Kärlinger Haus wählten, galt es dieses Schiff zu erreichen – und zwar pünktlich. Zuerst ging es auf dem gleichen Weg zurück. Ab dem Abzweig zum Hundstodgatterl sollte es noch 1:15h zum Kärlinger Haus dauern. Wir mussten das schneller schaffen. Leider wollte auch heute Nachmittag das Wetter nicht mitspielen. Es zog zu und begann kurz darauf wie aus Eimern zu schütten. Zum Glück verlangsamte das nicht unser Weiterkommen und wir erreichten im strömenden Regen das Kärlinger Haus.
Ich hatte gehofft dort einige Minuten Zeit zu haben um mich etwas wasserfester anzuziehen, bemerkte am Haus dann die offene Naht an meinem rechten Schuh. Daher kam also das viele Wasser im Schuh. Als ich dann aber die Zeitangabe nach St. Bartholomä sah, platzte der Traum von trockenen Soft-Shell Sachen: 3:30h bis zu Anlegestelle – und es war bereits 16:45 Uhr. Wir hatten also eine Stunde und 45 Minuten für den Abstieg – und keine Wahl. Wir nahmen die Stöcke in die Hand, zurrten die Rucksäcke fest und durchquerten im Laufschritt den Sausteig. Zur Beschaffenheit des Weges kann ich nicht viel sagen, dafür war ich zu sehr darauf konzentriert nicht zu stürzen während wir den Pfad nach unten joggten.
Schlussendlich erreichten wir den Steg in St. Bartholomä um 18:20 Uhr, also nach etwas über 1,5 Stunden. Total durchnässt, aber heilfroh das Schiff erreicht zu haben, lösten wir unsere Fahrkarten nach Königssee (7€ pro Person) und tuckerten entspannt über den schönen See. Inzwischen war das Wetter auch wieder besser geworden. Wir hatten ein super Wochenende. Mit den beiden Jungs habe ich bisher eine hundertprozentige Garantie auf eine erfolgreiche Bergtour.
Müssen ja zwei tolle und flinke Bergkollegen sein, mit denen Du da unterwegs warst und den Wimbachgriesgram sollte man bei Gelegenheit mal mit Klampfenmusik und ein paar alkoholischen Getränken nach 2200uhr, den Begriff „Hüttengaudi“ näherbringen.
Top Leistung (y) So anstrengende Touren hinter einander.
Viel Spaß euch weiterhin! 🙂