Schöne Tagestour vom Arthurhaus über die Mitterfeldalm hinauf zum Hochkönig (2941m)
Die Wiesn in München ist endlich vorbei und wir befinden uns mitten im Altweibersommer, der mir perfektes Wetter für eine kleine Tagestour auf den Hochkönig in den Berchtesgadener Alpen beschert. Da ich in der vergangenen Woche von der Wiesn-Grippe niedergestreckt wurde, wollte ich am heutigen Sonntag erst einmal langsam starten. Zufälligerweise befand ich mich zum Entspannen sowieso schon in Waging am See und konnte von dort mit dem Auto bequem in ca. 1:15h nach Mühlbach am Hochkönig fahren. Die Autobahn war ungewohnt leer aber leider war es in der Früh noch ziemlich neblig. Ich ging davon aus, dass sich der Nebel lediglich in Bodennähe befand und ich weiter oben eine bessere Aussicht haben sollte.
Um neun Uhr erreichte ich das Arthurhaus auf 1500m, parkte das Auto auf dem großen Parkplatz oberhalb des Hauses und kehrte erst einmal ein um einen Kaffee zu trinken. Das war insofern praktisch da man für die Konsumation (ich liebe diese österreichischen Wörter) die Parkmünze für den Parkplatz kostenfrei erhält. Somit habe ich mir 2,50€ gespart und auch noch einen kleinen Koffeinschub bekommen.
Mit dem Aufstieg startete ich so gegen halb zehn. Die Gehzeit zum Hochkönig über die Mitterfeldalm ist mit vier bis sechs Stunden angegeben – das sollte bei den heutigen Bedingungen eine realistische Gehzeit sein. Der erste Abschnitt bis zur Mitterfeldalm ist eher eine Kiesstraße als ein Wanderweg – sehr breit und nur mit geringer Steigung. Als ich die Alm erreichte musste ich erst einmal warten, da gerade ein Kamerateam dabei war einen Kletterer bei seiner (nachgestellten) Almeinkehr zu filmen. Nach einigen Minuten durfte ich dann den Platz hinter der Alm überqueren und meinen Aufstieg fortsetzen.
Der Weg biegt hier nach Westen ab und man befindet sich nach einigen Minuten im Schatten der Nordseite der Mannlwand. Hier wurde es dann schlagartig kühler, aber es war immer noch akzeptabel. Der weitere Weg ähnelte dann schon eher einem Wanderweg. Der Pfad führt durch niedrige Latschen hindurch und vorbei an einigen Lärchen direkt auf die Torsäule zu. Bei trockenen Bedingungen ist es unproblematisch, vermutlich sieht das bei Regen etwas anders (schlammiger) aus. Beim Blick zurück in das hinter mir liegende Tal konnte ich den tiefhängenden Nebel sehen. Aus dieser dichten Wolkendecke spitzte das Tennergebirge und weiter hinten der Dachstein heraus. Als ich mich wieder umdrehte rückte sofort wieder die Torsäule in meinen Fokus.
Diese ovale Felssäule mit einer Höhe von 2588 Metern steht ziemlich alleine zwischen den beiden Wänden. Heute wurde sie natürlich von allen nur möglichen Seiten von Kletterern belagert. Ich musste kurz stehen bleiben um mir das Treiben genauer anzusehen. Der weitere Aufstieg führt direkt unter der senkrechten Südwand vorbei und so hatte ich immer wieder die Gelegenheit die farbigen Punkte bei ihrem Hinaufklettern zu beobachten. Nachdem ich die Torsäule passiert hatte, wurde die Wegführung etwas variabler, da man auf den Felsen keine richtige Spur mehr erkennen konnte. Glücklicherweise gibt es aber genug rot-weiße Markierungsstangen, die den Weg weisen.
Nachdem man das Ochsenkar verlassen hat, wird es noch ein letztes Mal steiler. Der Schartensteig brachte mich nun auf eine Höhe von ca. 2600 Metern. Als ich auf meinen Höhenmesser blickte musste ich grinsen, schließlich waren es nur noch gut 300 Höhenmeter bis zum Gipfel des Hochkönigs und dem Matrashaus. Diese Strecke sollte ich bei den heutigen Bedingungen eigentlich in einer halben Stunde schaffen. Dabei hatte ich aber die reine Wegstrecke nicht bedacht. Die Markierungsstangen zeigten mir schon frühzeitig den letzten Abschnitt des Weges an. Es zog sich nun in einem fröhlichen Auf-und-Ab in Richtung Hochkönig. Auf diesem Stück des Weges kamen mir dann auch die ersten Bergsteiger entgegen, vermutlich hatten diese entweder auf dem Matrashaus übernachtet oder einen alternativen Anstieg gewählt. Einige Minuten später konnte ich dann endlich den wolkenverhangenen Gipfel erblicken – vom Matrashaus keine Spur.
Ich zweifelte kurz an meiner Orientierung ging aber natürlich erst einmal weiter. Als ich mich in dem letzten Schneefeld kurz unterhalb des Gipfels befand verzogen sich dann endlich die Wolken und ich konnte das Matrashaus sehen. Es ist doch größer als erwartet und thront auf dem Hochkönig wie ein überdimensionaler Gartenpavillon. Direkt daneben konnte ich auch das Gipfelkreuz erkennen.
Bevor man das Haus betreten kann, gibt es noch ein kurzes Stück, welches über an schweren Ketten versichert über Leitern nach oben führt. Die Sicherung ist allerdings so übertrieben, dass dieses Stück eigentlich nicht erwähnenswert ist. Eine Stunde nach dem ich den Schartensteig verlassen hatte, erreichte ich also endlich das Gipfelkreuz auf dem Hochkönig. Nach dem obligatorischen „Berg Heil“ und einem Gipfelfoto betrat ich das Matrashaus um mir eine kleine Pause nach dem dreistündigen Aufstieg zu gönnen.
Aufgrund des schlechten Sommers dieses Jahr beschloss der Wirt kurzerhand die aktuelle Schönwetterphase mitzunehmen und das Haus solange wie möglich geöffnet zu lassen. Bei einer leckeren Suppe wärmte ich mich im Gastraum auf und genoss den Blick aus dem Fenster. Der Aufenthaltsraum war gut zur Hälfte gefüllt, was für diese Jahreszeit schon ziemlich viel ist. Draußen war es windiger als vermutet, doch die vorbeiziehenden Wolken sahen bisher nicht nach einem Gewitter aus.
Als ich meine Suppe ausgelöffelt hatte, musste ich mich langsam aber sicher um den Abstieg kümmern. Für einen kurzen Augenblick dachte ich darüber nach den Alternativabstieg durch die Birgkarscharte zu nehmen. Da ich diesen aber nicht kannte und auf dem Rückweg von Mühldorf noch nach Waging am See musste entschied ich mich für den Abstiegsweg über die Mitterfeldalm. Ich verabschiedete mich vom Hüttenpersonal und wünschte ihnen noch ein paar umsatzstarke Herbsttage. Ich kam relativ flott hinunter – was natürlich auch an den Schneefeldern lag, die ich mehr rutschend als gehend überquerte. Schon bald stieg ich den Schartensteig hinunter und ging wieder an der Torsäule vorbei.
Obwohl es schon relativ spät am Nachmittag war konnte ich immer noch einige Kletterer in der Wand sehen. Auf dem Weg zur Mitterfeldalm überholte ich ein paar andere Wanderer, die kurz vor mir vom Matrashaus aufbrachen. Als ich dann aber die Alm erreichte war ich schon etwas überrascht: fast jeder freie Platz in der Sonne war besetzt und auf dem Kiesweg zum Arthurhaus bewegten sich ganze Karawanen an Tagesausflüglern.
Hier erhöhte ich nun mein Tempo etwas um möglichst schnell aus dem Verkehr herauszukommen. Um kurz vor vier Uhr erreichte ich den Parkplatz. Nachdem ich meine Sachen im Auto verstaut hatte, machte ich noch eine kleine Brotzeit bevor ich die Rückfahrt antrat. Auf der Autobahn war wesentlich mehr los als noch heute Morgen, aber das war mir nach dieser Tour eigentlich ziemlich egal. Ich hätte nicht gedacht, dass das Wetter heute so perfekt hält und es um diese Jahreszeit noch mit einem so hohen Gipfel (fast) schneefrei klappt.
Die passende Wanderkarte und einige weitere Tourenvorschläge findet ihr hier:
Bei diesem Wetter reicht leichte Windstopper-Bekleidung: