Der Heimgartengrat vom Herzogstand zum Heimgarten – auf den Spuren der Wittelsbacher in den Münchner Hausbergen.
An diesem Sonntag (14.07.2013) wollte ich mit meinen frisch reparierten Wanderschuhen (Danke an Hanwag, das es so schnell ging) eine entspannte Tagestour gehen, bevor es am Mittwoch für 10 Tage auf den E5 von Oberstdorf nach Meran gehen sollte. Wir waren zu zweit und fuhren mit der Bahn ab München Hauptbahnhof um halb neun in Richtung Garmisch, mit einem Umstieg in Tutzing. Das Ziel war Kochel, dort in den Bus zum Walchensee und Ausstieg am Parkplatz der Bergbahn zum Herzogstand. Da das Wetter super toll war, ging es entsprechend zu – halb München war vor Ort.
Um 10:30 Uhr stiegen wir erst einmal langsam gehend durch den Wald hinauf. Diesen Aufstiegsweg zu wählen, schien mir bei diesen Temperaturen am schlauesten. Da dieser Weg sehr stark begangen wird, ist man eigentlich nie alleine und benötigt noch dazu keine Markierungen. Zu Beginn ist der Waldweg ziemlich steil, man sollte also langsam beginnen um nicht nach 30 Minuten aus der Puste zu sein. Über Steine und Wurzeln geht es auf einem schönen Weg nach oben.
Man gewinnt schnell an Höhe und bekommt somit einen immer besseren Blick auf den Walchensee und die umliegenden Berge. Die Sicht war heute Vormittag traumhaft. Wir kamen relativ gut voran ohne uns dabei zu verausgaben. Nach einiger Zeit wurde der Wald lichter und bald gingen wir unter den Seilen der Bergbahn hindurch. Hier hatten wir perfekten Blick auf den Walchensee. Diese Gelegenheit nutzen wir zum Fotos machen und einen Schluck zu trinken.
In diesem Mittelstück des Weges gibt es einige flachere Passagen. Nun hatten wir auch schon die ersten Wanderer vor uns. Wir überholten sie und stiegen weiter in Richtung Herzogstand hinauf. Auf dem letzten Drittel gibt es wieder einige steilere Stellen, die über Stufen nach oben führen. Hier steckten wir dann schon im Stau. Nach der Überquerung des Baches versuchten wir unser Tempo zu halten, was uns größtenteils gut gelang.
Als wir die letzte Biegung hinter uns ließen, konnten wir schon die Gäste des Herzogstandhauses hören und kurz darauf die beschirmte Terrasse erblicken. Nach insgesamt 1,5 Stunden Aufstieg betraten wir die fast komplett gefüllte Terrasse. Die einfache Aufstiegsvariante mit der Bergbahn transportiert natürlich eine Menge Touristen und sonstige Flachlandtiroler hier herauf. Wir schnappten uns den letzten freien Tisch direkt am Geländer und staunten über die wahnsinnig schöne Aussicht. Zur Mittagszeit ist hier natürlich Hochbetrieb. Wir schlossen uns an und machten eine lange Mittagspause. Hier oben schmeckt das Weißbier mindestens doppelt so gut. Und das Essen ist auch sehr gut. Nach über einer Stunde beglich ich die Zeche und wir „erklommen“ auf einem fast kinderwagentauglichen Kiesweg den Gipfel – zusammen mit gefühlt hundert anderen Menschen.
Es dauerte etwa dreißig Minuten bis wir auf diesen herrlichen Aussichtsberg waren – der Herzogstand. Wer bei diesem Wetter hier oben steht, sollte einige Minuten bleiben und die Rundumsicht bestaunen: an guten Tagen kann man bis München sehen. Richtung Süden ist sowohl die Birkarspitze als auch das Zugspitzmassiv zu sehen.
Nach einem kurze Aufenthalt gingen wir weiter, vorbei am Gipfelpavillon den Wegweisern zum Heimgarten folgend. Auch wenn es sich hierbei angeblich um eine Gratwanderung handelt, muss man sich keine Sorgen machen: der Weg ist an allen etwas ausgesetzten Stellen sehr gut gesichert. Man bewegt sich eigentlich auf einer Höhenlinie. Wir waren nun endlich nicht mehr in Massen von Gelegenheitswanderern gefangen. Dafür ist der Grat dann doch etwas zu anspruchsvoll. Die Wegbeschaffenheit ist sehr gut – zumindest in trockenem Zustand.
Bei Nässe werden die Steinstufen und Felsen sehr rutschig. So wanderten wir eine dreiviertel Stunde mal rauf mal runter bis wir den letzten längeren Anstieg zum Gipfel des Heimgartens erreichten. Ab hier geht es in kurzen Serpentinen durch niedrige Latschen hinauf. Am Gipfelkreuz auf 1790 Metern Höhe hatten wir den höchsten Punkt der heutigen Tour erreicht. Die Aussicht ist von hier fast noch besser wie auf dem Herzogstand. Direkt unterhalb des Gipfels befindet sich die Heimgarten Hütte weshalb hier oben nicht so viel los war.
An der Hütte selbst saßen auch weit weniger Menschen wie drüben auf der Nachbarhütte. Wer plant den Heimgartengrat auf jeden Fall zu gehen, sollte mit seiner Mittagspause bis hier warten. Es ist doch viel gemütlicher auf einer richtigen Berghütte zu sitzen, als im Massentourismus eines Berggasthofes und das Weißbier schmeckt auch besser. Zufälligerweise trafen wir hier oben zwei Bekannte, die über Ohlstadt herauf kamen. Die Pause wurde logischerweise ausgedehnt.
Um zehn vor vier machten wir uns zu viert an den etwas zweistündigen Abstieg.
Es geht auf stabilem Weg konstant hinab. Erst durch niedrige Büsche. Mit sinkender Höhe erreichten wir die ersten hohen Bäume. Das letzte Drittel führt zum größten Teil auf einer Forststraße hinunter zum Parkplatz in Ohlstadt. Diesen erreichten wir nach 1:40 h und freuten uns über die tolle Tour auf dem Heimgartengrat. Wir wurden netterweise zum Bahnhof nach Murnau gefahren und erreichten den Zug um kurz vor sechs nach München. Dank Bayernticket konnten wir von hier günstig die wohlverdiente Heimreise antreten.
Eine ausführliche Tourenbeschreibung findet man in diesem tollen Buch:
Wer Angst hat sich zu verlaufen, nimmt folgendes mit: