Durch den spanischen Schnee auf den Peñalara

Kein Schnee in Madrid, im Naturpark Peñalara umso mehr.

Während meines dreimonatigen Aufenthalts in der Hauptstadt Spaniens wurde es an diesem Samstag endlich mal Zeit für eine Bergtour. Madrid ist auf 667m die höchstgelegene Hauptstadt der EU und liegt damit ein gutes Stück höher als meine Heimatstadt München. Obwohl ich die nördlich gelegenen Berge täglich aus meinem Büro sehen kann, gestaltete sich die Anreise am Samstag Früh etwas unkomfortabel. Ich bin es ja gewohnt einfach am Hauptbahnhof in einen Zug einzusteigen um damit in relativ kurzer Zeit in den bayerischen Bergen zu sein. Hier sieht die Sache anders aus, da es gar nicht so einfach ist, zu früher Stunde in den Norden zu kommen. Erst mit der Metro nach Pitis und dann mit der C-8 (S-Bahn in Madrid) nach Villalba. Da hat man dann endlich die ersten 40km der Anreise in „schnellen“ 70 Minuten geschafft. Von dort ging es zusammen mit einem Arbeitskollegen im Auto weiter zum Wanderparkplatz „Area recreativa del Arroyo de la Laguna Grande de Peñalara“. Nach knapp 2,5 Stunden Anreisedauer ging die Tour endlich los – es war inzwischen dreiviertel neun.

Direkt am Wanderparkplatz folgten wir den Spuren im Schnee, die nach Westen in den Wald hinein führten. Wegweiser oder Markierungen suchte ich vergeblich, aber mein spanischer Kollege hatte die Führung übernommen und so machte ich mir keine Gedanken. Die Steigung war nicht wirklich wild und die Schneedecke zwar geschlossen aber nicht dick. Ich hatte zuerst Zweifel, ob die leichten Trailrunner wirklich das richtige Schuhwerk für die Tour auf den Peñalara seien. Der super Grip auf dem harten Schnee überraschte mich jedoch sehr. Wir stapften für eine knappe Stunde weglos im Wald bergauf und erreichten bald eine große Lichtung. Hier sahen wir zum ersten Mal das Bergmassiv des Peñalara. Auf der freien Schneefläche liefen die Aufstiegsspuren aus verschiedenen Richtungen zusammen – offensichtlich haben es die Spanier nicht so mit festen Wegen, wie ich sie gewohnt bin. Ein weiterer interessanter Aspekt war, dass die Spuren fast ausnahmslos auf Steigeisen schließen ließen. Ich fand das zwar etwas übertrieben, aber wenn sich der eine oder andere damit sicherer fühlt, warum nicht. Wir folgten nun den Spuren einige Höhenmeter hinauf und erreichten nach kurzer Zeit den Wanderweg, der eigentlich am Informationszentrum des Parks beginnt. Nun ging es in nördlicher Richtung weiter.

Ab jetzt begegneten uns immer mehr Wanderer, die offensichtlich die „reguläre“ Tour gingen. Wir folgten dem leicht ansteigenden Weg immer weiter, bis wir nach einer Linkskurve auf einen Bach trafen. Hier gabelte sich der Weg: halb links gelangt man zum „Refugio Zabala“ und zur „Laguna Grande“. Nach rechts führt eine Holzbrücke über den Bach und auf den Weg in Richtung „Laguna Claveles“. Diese Weggabelung diente auch unzähligen Wanderern als Treffpunkt. Wir konnten sogar einige Schulklassen sehen, die hier mit den Schneeschuhen unterwegs waren. Für uns ging es nun endlich etwas steiler. Nach kurzer Zeit flacht der Anstieg jedoch wieder ab und führt auf einem gut gespurten Weg an der Ostseite des Peñalara-Massivs entlang. Hier oben auf etwas über 2000 Metern gab es nur noch die weiße Pracht zu bewundern. Lediglich ein paar Felsen durchbrachen die Schneedecke. Bei traumhaftem Wetter und leichtem Wind stapften wir Richtung „Cinco Lagunas/ Laguna Claveles“. Als wir die komplett bedeckten Seen (vermutlich ausgetrocknet?) erreichten konnten wir den steiler werdenden Aufstieg sehen. Nun schien die Tour also doch noch etwas anspruchsvoller zu werden. Alternativ lässt sich das steile Stück in einem leichten Nordwest-Bogen umgehen.
Wir entschieden uns jedoch für die streckenmäßig kürzere Variante. Oben angekommen war nun der nach Süden zeigende Aufbau des Massivs zu sehen. Von dieser Seite sieht der Gipfelanstieg wesentlich knackiger aus als erwartet. Der Anblick flößte meinem Kollegen wohl etwas zu viel Respekt ein. Er entschied sich auf dem kleinen Plateau auf mich zu warten, während ich alleine Richtung Gipfel stieg. Nach dem ersten steilen Stück stellte sich heraus, dass es hier oben zwei Möglichkeiten gab zum Gipfel zu gelangen. Der eine Weg führte auf dem Grat nach Süden, der andere etwas unterhalb auf der Westseite des Massivs. Bei meiner Wahl musste ich nicht lange überlegen und so genoss ich während des Zustiegs zum Peñalara die großartige Aussicht, die der Grat mit sich brachte. Allerdings wurde es nun zunehmend bewölkter und damit auch etwas kälter. Schon aus der Ferne konnte ich sehen, was auf dem flachen Gipfel des Peñalara los war. Es herrschte ein reges Treiben und jeder „Gipfelbezwinger“ musste sich natürlich mit seinem hochalpinen Equipment am höchsten Punkt der Gegend ablichten lassen. Ich nutzte die zeitliche Lücke zwischen zwei Gruppen um ein paar schnelle Gipfelfotos zu schießen. Nach einem kurzen Aufenthalt machte ich mich auf den Rückweg – natürlich wieder über den Grat. Auf diesem Weg war ich so ziemlich alleine unterwegs, während sich in der Westflanke kleine Karawanen bildeten.
Nach etwas über 30 Minuten erreichte ich meinen Kollegen, der inzwischen dick eingepackt froh war endlich den Abstieg antreten zu können. Wir folgten nach dem Plateau oberhalb der Laguna dem weiten Wegen hinunter und dann dem Aufstiegsweg. Da die Bewölkung nun weiter zunahm wurde leider die Aussicht nach Osten etwas getrübt. Bis zur Weggabelung war es relativ ruhig, dort jedoch trafen wir auf ganze Heerscharen von Schulkindern, die sich nun ebenfalls an den Abstieg machten. Es war schon irgendwie witzig sich das Treiben anzusehen. Sie hatten im Abstieg schon ziemlich mit den Schneeschuhen zu kämpfen. Wir kamen mit dem regulären Schuhwerk deutlich besser voran und erreichten nach einiger Zeit den Abzweig zum „Freestyle-Aufstieg“ durch den Wald. Bis zur Lichtung konnten wir hinunter rutschen und ab dann problemlos den Aufstiegspuren zurück zum Auto folgen. Insgesamt waren wir etwas länger als fünfeinhalb Stunden unterwegs. Diese tolle und nicht so schwere Wintertour hat mich doch etwas überrascht, da ich in der Mitte Spaniens nicht damit gerechnet hatte.

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